Darum gehts
- Explosionen in Teheran und Zentraliran
Netanyahu: Angriffe dauern so lange wie nötig an
- Iran kündigt «entschlossene» Vergeltung an
Trump warnt Israel vor Angriffen auf iranische Atomanlagen
Nach Angriff Israels auf Iran – das ist bekannt
Der militärische Schlagabtausch zwischen Israel und dem Iran hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Israel greift seit Freitag gezielt strategische Ziele im Iran an – darunter Atomanlagen und Militäreinrichtungen. Der Iran reagiert mit massiven Raketenangriffen auf israelisches Gebiet. Die Gewalt fordert auf beiden Seiten zahlreiche Todesopfer.
Die aktuelle Lage im Überblick:
Opferzahlen:
Bisher wurden in Israel durch iranische Angriffe mehr als ein Dutzend Menschen getötet. Im Iran starben laut Behörden mindestens 224 Menschen, fast 1300 wurden verletzt.Angriffe auf iranische Infrastruktur:
Israel bombardierte Abschussrampen, Regierungsgebäude und Energieinfrastruktur in Teheran. Auch das Ölministerium, die Polizeidirektion und Wohnviertel wurden getroffen.Iranische Gegenschläge trafen in Israel bislang vor allem bewohntes Gebiet und zivile Wohngebäude
Zielgerichtete Tötungen:
Der Chef des Geheimdienstes der iranischen Revolutionsgarden, Mohammed Kasem, und sein Stellvertreter wurden in Teheran getötet. Israel wird für die gezielten Angriffe verantwortlich gemacht.Nukleare Ziele im Visier:
Israel griff mehrere Atomanlagen an, darunter Natans und Isfahan. Es soll Hinweise geben, dass Teile der unterirdischen Uran-Anreicherungsanlage in Natans «implodiert» seien.Lageeinschätzung von Expertinnen:
Laut der israelischen Iran-Expertin Sima Shine wurde das iranische Atomprogramm zwar getroffen, aber nicht entscheidend beschädigt. Die grösste Herausforderung bleibt die tief verbunkerte Anlage in Fordo.Raketenarsenal des Iran im Fokus:
Israel bombardierte Dutzende mutmassliche Raketenlager im Westen des Irans. Laut Schätzungen besitzt der Iran noch rund 2000 Boden-Boden-Raketen.Israelische Luftüberlegenheit:
Nach Angaben des israelischen Militärs kontrolliert Israel nun den Luftraum von Westiran bis Teheran.Ziel: Regimewechsel?
Premierminister Benjamin Netanyahu sagte, ein Sturz der iranischen Führung könne «sicherlich das Ergebnis sein». Die iranische Führung sei «sehr schwach».Internationale Vermittlung?
US-Präsident Donald Trump zeigt sich offen für einen Vermittlungsversuch durch Wladimir Putin. Russland pflegt enge Beziehungen zum Iran.Hintergrund:
Israel will mit den Angriffen verhindern, dass der Iran eine Atombombe baut. Teheran betont, sein Atomprogramm diene ausschliesslich zivilen Zwecken.
Israel greift iranischen Staatssender an
Israel hat nach iranischen Angaben während einer Live-Sendung den Staatssender IRIB angegriffen. Das berichteten der Sender und weitere Staatsmedien. Auf einem Videoausschnitt des Senders war zu hören und sehen, wie laute Explosionsgeräusche plötzlich eine Live-Sendung unterbrachen. Der Sender setzte seine Ausstrahlung nach kurzer Unterbrechung fort. Der Staatssender Tasnim verbreitete danach Videos von dem in Flammen stehenden Gebäudekomplex.
Über Opfer und Schäden wurden zunächst keine offiziellen Angaben gemacht. Informierten Quellen zufolge sollen Dutzende Techniker bei dem Angriff ums Leben gekommen sein.
Israels Verteidigungsminister Israel Katz hat den Angriff auf den iranischen Staatssender IRIB bestätigt. Israels Armee habe «die für Propaganda und Hetze zuständige Rundfunkanstalt des iranischen Regimes» nach einer grossangelegten Evakuierung angegriffen, teilte Katz auf der Plattform X mit. Katz hatte laut der Nachrichtenseite «ynet» kurz nach der Evakuierungsaufforderung gesagt, dass «das iranische Sprachrohr für Propaganda und Hetze» auf dem Weg sei, zu verschwinden.
Das Hauptgebäude des staatlichen Rundfunks befindet sich in einem dicht bevölkerten Stadtteil im Norden der Metropole, zu dessen Evakuierung Israel zuvor aufgerufen hatte. In der iranischen Hauptstadt waren nach dem Angriff Hupkonzerte zu hören. Die staatlichen Medien unterstehen der Regierung und verbreiten deren Propaganda.
Iran zeigt Gesprächsbereitschaft über Atomprogramm
Der Iran signalisiert laut einem Bericht des «Wall Street Journal» eine Bereitschaft zur Deeskalation und Wiederaufnahme von Atomgesprächen. Wie das amerikanische Blatt berichtet, hat Teheran über arabische Vermittler entsprechende Botschaften an Israel und die USA übermittelt.
Während der intensiven israelischen Luftangriffe soll der Iran arabischen Regierungsvertretern mitgeteilt haben, man sei zu Verhandlungen bereit, solange sich die USA nicht an den Angriffen beteiligen. Auch Israel wurde demnach informiert, dass eine Eindämmung der Gewalt im beiderseitigen Interesse liege.
Trotz dieser Signale sieht die israelische Führung laut «Wall Street Journal» wenig Anreiz, die Angriffe einzustellen. Israelische Kampfjets können ungehindert über Teheran operieren, während iranische Gegenangriffe nur geringen Schaden anrichten. Premier Netanyahu erklärte, die Offensive werde fortgesetzt, bis Irans Atomprogramm und Raketensysteme zerstört seien.
Israel attackiert Raketenanlagen im Iran
Israel hat auf die iranischen Luftangriffe mit massiven Attacken auf die Raketenanlagen der islamischen Republik reagiert. Das Militär zerstörte eigenen Angaben zufolge mehr als 120 iranische Abschussrampen. Insgesamt sei ein Drittel der Rampen für Boden-Boden-Raketen im Iran betroffen. Auch Raketenlager und Einrichtungen zur Raketenherstellung seien getroffen worden.
Israel behauptet zudem, die Kontrolle über den Luftraum über der iranischen Hauptstadt erlangt zu haben - was ungestörtes Vorgehen ermöglichen würde. Armeesprecher Effie Defrin sagte: «Man kann jetzt sagen, dass wir volle Luftüberlegenheit im Himmel über Teheran erreicht haben.» Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte das iranische Raketenprogramm - nach dem Atomprogramm - als existenzielle Bedrohung für sein Land bezeichnet.
Die Gefahr, die für Israel vom Iran ausgeht, ist dennoch nicht gebannt. Bei neuen Raketenangriffen auf israelische Städte überwand der Iran die Verteidigungssysteme, einschliesslich des Iron Dome (Eisenkuppel).
130 Schweizerinnen und Schweizer wollen aus Israel und dem Iran ausreisen
Insgesamt hat das EDA (Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten) seit vergangenem Freitag rund 130 Anfragen von Schweizerinnen und Schweizer bearbeitet, die entweder aus Israel oder dem Iran ausreisen möchten. Dies berichtet das «SRF» am Montagmittag.
Wie das Medium weiter schreibt, kamen 70 Anfragen aus Israel und 60 Anfragen kamen von Menschen, die sich aktuell im Iran aufhalten. Die Schweiz führt allerdings keine organisierten Ausreisen durch, heisst es. Das EDA antwortete mit: «Der Entscheid, eine Krisenregion zu verlassen, erfolge auf eigenes Risiko und auf eigene Kosten», auf eine entsprechende Anfrage.
Der Flugverkehr in beiden Ländern ist aktuell unterbrochen. Über den Landweg können die Länder aber weiterhin verlassen werden.
Feindliche Drohne flog in Richtung von Netanyahus Wohnort
Die israelische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben eine feindliche Drohne abgeschossen, die mit Kurs auf den Küstenort Caesarea über den Norden Israels hinwegflog. In Caesarea befindet sich das Privathaus des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanyahu.
Ob die Drohne, die nun abgefangen wurde, Netanyahu galt, war zunächst unbekannt. Nach Informationen der Zeitung «Times of Israel» wurden sogar insgesamt vier Drohnen, die aus dem Osten gekommen seien, über Nordisrael abgefangen.
Das Haus von Netanyahu war im vergangenen Oktober Ziel eines versuchten Drohnenangriffs durch die vom Iran unterstützte Schiitenmiliz Hisbollah aus dem Libanon. Damals war mitgeteilt worden, Netanyahu oder seine Frau seien nicht zu Hause gewesen, Schäden hatte es nicht gegeben.
Türkei bietet sich als Vermittler an
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat seine Regierung als Vermittlerin in dem Konflikt zwischen Israel und dem Iran ins Spiel gebracht. «Die Türkei ist bereit, eine vermittelnde Rolle für ein sofortiges Ende des Konflikts und die Rückkehr zu Atomverhandlungen einzunehmen», sagte Erdogan nach Angaben seines Büros in einem Telefonat mit dem iranischen Präsidenten Massud Peseschkian am Montag.
In einem Telefonat mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin warf Erdogan Israel zugleich vor, mit seinem Handeln die gesamte Region zu gefährden. «Die Gewaltspirale, die mit den Angriffen Israels auf den Iran begann, gefährdet die Sicherheit der gesamten Region», zitierte sein Büro den türkischen Präsidenten. Die «gesetzlose Einstellung» der israelischen Regierung unter Regierungschef Benjamin Netanyahu stelle eine klare Bedrohung für das internationale System dar.
Putin und Erdogan riefen in ihrem Telefonat nach Angaben des Kremls zu einem «sofortigen Ende der Kampfhandlungen» zwischen dem Iran und Israel auf. Jegliche Konflikte, darunter über das Atomprogramm Teherans, könnten einzig und allein über diplomatische Wege beigelegt werden.
Völkerrechtsverstoss? Israel soll Klinik beschossen haben
Bei den israelischen Luftangriffen im Westen Irans ist Berichten zufolge auch eine Klinik getroffen worden. Wie iranische Medien überstimmend berichteten, traf es ein Spital in der Grossstadt Kermanschah.
Ein Video der Zeitung «Shargh» zeigte eine beschädigte Intensivstation sowie ein blutüberströmtes Bett. Ein israelischer Armeesprecher sagte, man prüfe die Berichte.
Kliniken stehen unter besonderem Schutz des humanitären Völkerrechts. Sie gelten als zivile Einrichtungen und dürfen nur dann gezielt angegriffen werden, wenn eine klare militärische Nutzung vorliegt. Ohne entsprechenden Nachweis kann ein solcher Angriff gegen internationales Recht verstossen.
Israel meldet Lufthoheit über Teheran
Israel hat nach eigenen Angaben die Luftüberlegenheit über Teheran erlangt. Die iranische Luftabwehr und die Raketensysteme seien so stark geschwächt worden, dass israelische Flugzeuge ohne grössere Bedrohungen über die Hauptstadt hinwegfliegen könnten.
Bewohner Teherans fliehen aus der iranischen Hauptstadt
Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und dem Iran verlassen viele Bewohner Teherans die Hauptstadt in Scharen. Augenzeugen berichteten von verstopften Autobahnen in der Metropole mit ihren mehr als 15 Millionen Einwohnern.
An den Tankstellen bildeten sich teils kilometerlange Schlangen. In anderen Teilen der Megacity herrschte gespenstische Stille auf den Strassen. Inzwischen gibt es kaum noch Benzin.
Viele Iranerinnen und Iraner packten nur das Nötigste und flohen in den Osten des Landes, der noch als vergleichsweise sicher gilt. Im Westen, wo sich an der Grenze zahlreiche militärische Einrichtungen befinden, fliegt Israels Luftwaffe seit Freitag massive Angriffe. Auch im Norden am Kaspischen Meer, sonst eine beliebte Urlaubsregion, suchen viele Zuflucht.
Ein Drittel der Abschussanlagen für Boden-Boden-Raketen im Iran zerstört
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben ein Drittel der Abschussvorrichtungen für Boden-Boden-Raketen im Iran zerstört. Unter anderem mit mehr als 50 Jagdflugzeugen seien mehr als 120 Abschussanlagen von Boden-Boden-Raketen vernichtet worden und damit ein Drittel dieser Raketenwerfer in der Islamischen Republik, sagte Armeesprecher Effie Defrin am Montag bei einer Pressekonferenz.
Israel hat in der Nacht den Iran mit einem «Präventivschlag» angegriffen, so der israelische Verteidigungsminister Israel Katz (69). In Teheran waren am frühen Morgen Ortszeit Explosionen zu hören. Über der Stadt stiegen Rauchsäulen auf. Auch aus dem Zentraliran wurden israelische Angriffe gemeldet.
In Israel waren im ganzen Land Alarmsirenen zu hören. Verteidigungsminister Katz rief landesweit den Ausnahmezustand aus, in Vorsorge auf erwartete iranische Gegenangriffe. Finanzindizes und Futures weltweit brachen in einer ersten Reaktion auf die israelische Militäroperation ein.
Premierminister Benjamin Netanyahu (75) erklärte in einer 7-minütigen Rede an die Nation, dass Israel die Operation «Aufsteigender Löwe» gestartet habe – eine Militäroperation, «um die iranische Bedrohung für das Überleben Israels zurückzudrängen. Diese Operation», sagte Netanyahu, «wird so viele Tage andauern, wie nötig sind, um diese Bedrohung zu beseitigen.»
Iran droht mit Vergeltung
Der Iran drohte umgehend mit Vergeltung. Das Land werde «entschlossen» auf die israelischen Angriffe am Freitagmorgen reagieren. Das «zionistische Regime» werde «aufgelöst», zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Irna eine Geheimdienstquelle.
Israelischen Medienberichten zufolge gehörte der Stabschef der iranischen Streitkräfte, General Mohammad Bagheri (65), zu den hochrangigen iranischen Regierungsvertretern, die Ziel der israelischen Angriffe waren. Das iranische Staatsfernsehen bestätigte bald den Tod von Hussein Salami (†65), dem Befehlshaber der Iranischen Revolutionsgarde. Später wurde auch der «Märtyrertod» von Bagheri bestätigt.
Israel habe Nuklear- und Militärstandorte im Visier, zitierte die Nachrichtenagentur AP aus israelischen Militärkreisen. Laut Netanyahu habe Israel die iranische Atomanreicherungsanlage in Natanz rund 250 Kilometer südlich von Teheran angegriffen. Unbestätigten Berichten zufolge wurde zudem die Schwerwasserproduktionsanlage im nahen Arak attackiert.
«Erste Phase» abgeschlossen
«Nach dem Präventivschlag des Staates Israel gegen den Iran wird für die unmittelbare Zukunft ein Raketen- und Drohnenangriff gegen den Staat Israel und seine Zivilbevölkerung erwartet», erklärte Verteidigungsminister Katz. Zum ausgerufenen Notstand sagte Katz, er habe «eine besondere Anordnung unterzeichnet, nach der an der Heimatfront im gesamten Staat Israel ein besonderer Ausnahmezustand verhängt wird.»
Dutzende von Kampfflugzeugen hätten «die erste Phase» des Einsatzes abgeschlossen, teilte das israelische Militär auf Telegram mit. Es seien Dutzende von militärischen Zielen, darunter auch nukleare Ziele in verschiedenen Regionen des Iran attackiert worden, hiess es.
Auch in der Nähe des Flughafens von Bagdad in der irakischen Hauptstadt wurden Explosionen gemeldet.
Trump warnte Israel
US-Präsident Donald Trump (78) hatte Israel davor noch dazu aufgefordert, Angriffe auf iranische Atomanlagen angesichts der laufenden Verhandlungen über ein Atomabkommen mit Teheran zu unterlassen. «Wir stehen kurz vor einer ziemlich guten Einigung», sagte Trump am Donnerstag vor Journalisten. Er warnte vor einem «massiven Konflikt» in der Region, falls Israels Regierungschef Netanyahu bereits geäusserte Erwägungen über einen Angriff auf iranische Atomanlagen in die Tat umsetzen würde.
«Ich will nicht, dass sie reingehen, weil ich glaube, es könnte alles vermasseln», sagte Trump und bezog sich dabei auf ein mögliches Abkommen mit Teheran. Ein israelischer Angriff sei nicht ausgeschlossen, sagte der US-Präsident. «Ich möchte nicht sagen, dass er unmittelbar bevorsteht, aber es sieht so aus, als ob es etwas ist, das sehr wohl passieren könnte.»
Washington: Keine US-Beteiligung
Die US-Botschaft in Jerusalem wies «alle US-Regierungsangestellten und ihre Familienangehörigen aufgrund der aktuellen Sicherheitslage an, sich bis auf weiteres in Sicherheit zu bringen», heisst es in einer Sicherheitswarnung auf der Webseite der Botschaft.
Die USA sind Regierungsangaben zufolge nicht an dem israelischen Angriff auf den Iran beteiligt, erklärte US-Aussenminister Marco Rubio (54). Die oberste Priorität der USA sei der Schutz der eigenen Truppen und Einrichtungen in der Region, sagte Rubio – verbunden mit einer Warnung an Teheran, keine US-Ziele anzugreifen.
«Lassen Sie mich deutlich sein», sagte Rubio in einer vom Weissen Haus verbreiteten Pressemitteilung. «Der Iran sollte US-Einrichtungen oder US-Personal nicht angreifen.»